Die Tische

Ich stutzte „Gefährlich? Was meinst du damit? Ich denke ich weiß mich schon zu verteidigen.“, sagte ich stolz, an den Gedanken, dass ich ziemlich viel trainiert habe. Schließlich hatte ich das Tagebuch von Natascha oft gelesen und auch die Bücher von Darline waren eine Hilfe gewesen. Ich hatte bisher so oft es ging geübt. Selbst auf der Fahrt von L.A zurück nach Mystic Falls habe ich heimlich kleine Tricks geübt. Ich hatte mich bisher noch nicht an die großen Sprüche gewagt, da diese wirklich anspruchsvoll sind. Wenn ich an Natascha dachte, wie sie einen großen Spruch ausprobiert hatte und dabei gestorben war. Ich fand es schade dass der Zauber anscheinend missglückt war. Ich hätte so viel von ihr Lernen können. Wenigstens bin ich jetzt soweit das ich Gegenstände mit Sprüchen belegen kann. Wenn ich das jetzt noch mit Menschen schaffen würde, das wäre ein wahnsinniger Fortschritt für mich. „Ich bemüh mich auf jeden Fall…“, murmelte ich, eher zu mir selbst.

„Ich sage ja auch nicht das ich eine Chance habe, aber ich denke ich könnte mich schon besser verteidigen als du es mir zutraust.“, ich wusste das Hayden mich ein wenig schwächer einschätzen würde, als es zutrifft. Natürlich habe ich keine Chance gegen eine die schon Jahrhunderte alt war. Aber gegen einen Vampir der kaum mit seiner Stärke umzugehen weiß, wusste ich hatte ich Chancen, zu überleben. Ich schaute Hayden an und musste lächeln. „Mir passiert schon nichts, schließlich habe ich ja Sean, der mir ungern von der Seite weicht. Eine Hexe und ein Vampir haben dann schon bessere Chancen, vielleicht nicht gegen Katherine oder dieser besagten Shoen, aber wir wissen uns zu verteidigen und das ist das was zählt. Zudem hoffe ich, brauche ich nicht mehr so lange um vernünftige Sprüche zu lernen. Also tödliche Sprüche vielleicht.“, beim letzten Teil musste ich schlucken, ich war nicht wirklich begeistert davon so etwas wie schwarze Magie zu erlernen, aber gerade in Mystic Falls war das von Nöten. Deshalb liebte ich diesen kleinen Ort.

Etwas fasziniert von der Idee diesen Zauber zu lernen hörte ich Hayden zu. „Deine kleine Hexenfreundin hat dich in einen Menschen verwandelt ne?“, fragte ich grinsend. Daher auch der Name, ich wusste sie käme mir bekannt vor. „Auf Sean ist auf jeden Fall verlass.“, sagte ich mit ernster Miene. Ich grinste in Hayley’s Richtung. Es wäre bestimmt witzig sie als Mensch zu erleben. „Ich denke, das würde ich wirklich gerne mal ausprobieren…“, sagte ich nachdenklich. „Was hattest du denn bitte für Schmerzen?“, diese Aussage riss mich aus meinen Gedanken. Er ist einmal ein Mensch und lernt schon richtige Schmerzen kennen? Typisch Hayden. „Zu übermütig gewesen?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und einem leichten Grinsen.

Etwas schockiert hörte ich Hayden zu. Ich wusste ja das er kurz ein Mensch war, dennoch hatte ich nicht nachgefragt von wem er verwandelt wurde. Die Vorstellung wie Ashley Haydens Kehle zerriss war nicht gerade angenehm. Ich schluckte. Ich fragte mich ob die Verwandlung wirklich so wehtat. Zu sterben war oftmals schmerzvoll, aber immer wieder zu sterben erwies sich als zu schlimm für meinen Geschmack. „Ich denke nicht das ich diesen Zauber anwenden würde, wenn man solche Schmerzen dabei hat.“, ich guckte zu Hayley, ich mochte sie doch, warum sollte ich ihr Schmerzen zufügen? Das fand ich unsinnig. „Hast du das Leben genossen als Mensch?“, die Frage platzte förmlich aus mir raus. „War es anders als ein Vampir zu sein?“, die Neugierde packte mich. Ich wollte schon irgendwie wissen wie sich das Menschenleben anfühlt wenn man es normalerweise nicht lebt.

Ich war wirklich fasziniert. „Wow…“, hauchte ich. Das unsere Welt so anders dargestellt werden konnte. Ich hatte das Leben nie so genau genommen, schon immer nicht. Aber wenn ich genauer darüber nachdachte, wurde mir klar dass die meisten Menschen dieses Leben viel zu wenig schätzten. Noch verrückter war dieses Verlangen was ein paar Menschen hatten, dieses Verlangen ein Vampir zu werden was ich nicht verstand. Schließlich ist das Leben als Vampir irgendwann schrecklich, wie ich mir vorstellen konnte. Immer dasselbe zu essen und dasselbe zu spüren. Ich war schon relativ erfreut darüber dass auch Vampire Humor hatten. Vor allem das auch sie Liebe fühlen konnten. „Dir wäre es lieber ein Mensch zu sein oder?“, ich konnte mir vorstellen das ich sogar damit richtig lag. Allein die Art wie er das Menschen Dasein beschrieben hatte. Dennoch war es so das er als Vampir Erfahrungen gesammelt hatte, die ein Mensch niemals sammeln konnte weil dieser gar nicht so lange lebte.

Ich wusste nicht ob ich innerlich doch damit gerechnet hätte, oder das ich wirklich falsch lag. Ich grinste als er die Bemerkung über das Feiern machte. „Ich denke jedes Leben hat seine Vorteile und Nachtteile.“, ich musste lächeln. Ich dachte an Sean, ich kannte ihn irgendwie weniger als ich dachte. Ich hätte gerne mehr über seine Vergangenheit gewusst als er momentan zusagen schien. „Ach Hayden…“, seufzte ich. Ich wusste warum ich Hayden so mochte, er sagte immer was er wirklich dachte. „Was hast du heute noch so vor?“, fragte ich nebenbei und Trank ein Schluck von meiner Cola. Dann vibrierte mein Handy. Ich entschuldigte mich kurz und kramte es raus. Eine Sms von Sean. ‚Süße? Wann wolltest du denn kommen? ‘ Ich verdrehte die Augen. Dann klappte ich das Handy wieder ein und lächelte Hayden an. „Tut mir leid.“, ich mochte das nicht gerne vor anderen Menschen mit meinem Handy rumzuspielen und vor allem nicht vor Freunden.

Stimmt, Hayden kann gar keine Kinder haben. Ob das irgendwann mal ein Thema bei ihm sein wird wenn er eine ‚menschliche‘ Freundin haben will? Wäre ungut, schließlich kann er nichts dafür. „Ach ja… Schule…“, momentan war Schule nicht so das Thema. „Ja Sean…“, brummte ich genervt. „Der ist echt nett und süß aber ziemlich besitzergreifend.“, das war ein Aspekt der nicht gerade fördernd für unsere Beziehung war. „Eifersüchtig…?“, murmelte ich nachdenklich. „Ich konnte sein Blick nicht so gut deuten, aber ich würde sagen das, wenn ich Zuhause bin er Fragen über dich stellen wird.“, Sean war definitiv eifersüchtig, allein sein Blick vorhin. Auf so ein Drama hatte ich eher weniger Lust, deswegen hatte ich mich auch für eine offene Beziehung entschieden. Eifersucht sollte einfach nicht dazu gehören, vor allem nicht was Hayden anging. Hayden war einfach nur ein guter Freund und ein alter halt. Das müsste ich Sean erst mal erklären. Dass wir im Bett gelandet waren, würde ich wohl verschweigen müssen.

„Ja ich weiß, Dankeschön. Ich kann eigentlich gut damit umgehen. Schließlich empfinde ich nicht viel für ihn, weißt du? Deswegen kann mir das egal sein.“, ich war einfach der Meinung dass es bei Zoe und Hayden mehr Gefühle gab als die beiden es zugeben würden. Ich konnte sagen das ich nicht mal annähernd in Sean verliebt war, ich werde das auch nie sein. Da war ich mir fast zu hundert Prozent sicher. „Aber freut mich dass es zwischen dir und Sheeva läuft. Wie ich schon gesagt hatte, hatte ich dir eine feste Beziehung eher weniger zugetraut.“, ich hoffte wirklich er würde treu bleiben. So wie er Sheeva beschrieb wäre es nicht fair sie zu betrügen.

„Ja, ne?“, sagte ich grinsend. Ich war noch nicht ganz so davon überzeugt das Hayden das hinbekam. Nicht das ich generell an ihm zweifelte, aber was Beziehungen anging, kannte ich Hayden eigentlich gut. Als Single. Aber Hayden würde wissen was er tut und Sheeva zumuten kann. „Vergiss bloß nicht dass sie eine Hexe ist, Hexen können sich rächen. Zudem würdest du ihr Bild zerstören das Vampire doch nett sein können, wenn du ihr Herz brichst.“, ich hoffte wirklich das Hayden so fair ist. Aber Hayden war nun mal ein koketter Mensch, er liebte es zu flirten, was man oft genug merkte. Ich mochte diese Eigenschaft sehr, sie hatte immer gut unterhalten. Naja, selbst Vampire konnten sich ändern.

Mehr als nur überrumpelt starrte ich Hayley an. „Das ist total gefährlich, ich weiß gar nicht ob ich das schaffe!“,meine Selbstzweifel überschütteten mich. Doch sie sagte nur das sei jetzt scheiß egal und ich sollte nur machen, ich würde das alles schon schaffen. Ich starrte auf den Spruch den sie in ihr Handy getippt hatte. Sie setzte sich gegenüber von mir und hielt mir ihre Hände hin.
Ich legte das Handy so, dass ich den Spruch gut lesen konnte. Ich konzentrierte mich und sagte leise den Spruch auf. Manche Wörter schienen total schwer auszusprechen, doch irgendwie kam alles von alleine.
Um mich rum verschwamm alles, ich hatte nur noch Hayley vor mir. Ich war ziemlich beeindruckt, versuchte mich aber weiterhin auf den Spruch zu konzentrieren. Ich spürte förmlich die Macht die sich in mir anbahnte. Ich schien doch mehr davon zu haben als ich dachte. Es fühlte sich teilweise so an als würde ich Macht einsaugen und sie gleichzeitig wieder abgeben. Ziemlich komplex das mit dem Fühlen musste ich zugeben. Irgendwann verschwand auch Hayley. Jetzt saß ich da an einem Tisch und fasste ins Nichts, sagte Wörter auf die ich nicht mal verstand. Nachdem alles so gleichmäßig erschien, spürte ich einen innerlichen Ruck, als hätte ich jetzt ganz viel Macht abgeben und nur wenig bekommen.
Ich hörte Stimmengewirr und öffnete die Augen. „Ich glaube, ich bin fertig.“, sagte ich und starrte Hayley ahnungslos an.

„Ja…“, sagte ich nachdenklich. „Mir ist nur schlecht.“, murmelte ich. Ich versuchte den Würgereiz zu unterdrücken. Eben war doch noch alles in Ordnung! Zudem wurde mir jetzt auch noch schwindelig. Ich versuchte das alles zu vergeben. „Wie fühlst du dich so als Mensch?“, fragte ich und lächelte Hayley an. Ich war schon stolz das ich das so einwandfrei hinbekommen hatte. Ich hatte kurz Panik bekommen das sie eventuell eine Schweinsnase bekommen würde. „Guck, ich bin talentierter als du denkst!“, betonte ich nochmals. Hayden sollte merken das ich wirklich nicht mehr das kleine Hexlein von früher aus New York war. Wirklich stolz betrachtete ich Hayley. An sich war da keine besonders auffallende Veränderung. Ihr Blick schien nur anders. Ich musste wieder lächeln. Das war doch mal eine gelungene Sache.