Mystic Falls. Eine kleine, altmodische Stadt, in deren Cafés und Tante-Emma-Läden buchstäblich wimmelten. Ich konnte nicht ahnen, das in diesem idyllisch wirkenden Städtchen schon viel vorgefallen ist. Vorfälle, bei denen Menschen das Leben aus den Adern begierig herausgesaugt wurde ..
Im Laufschritt ging ich durch die Straßen von Mystic Falls. Ihre schulterlangen, blonden, welligen Haare die normalerweise ihr schmales Gesicht umrandeten wehten in den Lüften. Ich war selbstbewusst und würdigte die Menschen, die mich anstarrten keines Blickes. Mein Blick war starr ...ich hatte Hunger. Die Reise nach Mystic Falls war zeitaufwendig und seit Chicago hatte ich kein Blut aufgenommen. Meine Adern brannten und meine Kehle fühlte sich so an, als hätte ich ein Bügeleisen geschluckt. Ich näherte sich einem Pub, dem Mystic Grill, der mit Abstand das befüllteste Geschäft war. Leute tratschten über den neuesten Klatsch in der Stadt, über Gerüchte und Miserien. Wenn die wüssten, welche Misere sich gleich abspielen wird, dachte ich mir hämisch schmunzelnd, als ich die Tür des Pubs aufstoß. Rauch und ein Schwall von Alkohol stiegen mir entgegen. Doch auch etwas anderes nahm ich wahr. Einen alten bekannten Duft ... konnte das sein? Genau hier?! Verwirrt begutachtete ich die Gaststätte ..mein Blick blieb an den Tresen hängen. "Stefan ...", flüsterte ich für einen Mensch kaum hörbar. Ich blieb auf am Eingang des Pub's stehen und beobachtete Stefan. Stefan, den Mann, in den ich mich vor 90 Jahren in Chicago verliebte, war hier mit einer anderen Frau. Eine Flut von Entsetzen, Schmerz und Zorn machte sich in meinen Körper breit. "tschuldigen, könnte ick raus. Sie sint im Weg..", säuselte ein junger Mann, mitte 20, der offentsichtlich schon etwas angeheitert war. "Du bleibst hier und wartest bis ich das Lokal hier ebenfalls verlasse.", zischte ich wütend. Untentwegt starrte ich zu Stefan.. ich würde es nie zugeben, aber dieser Anblick tat mir weh und schürte die Wut auf meinen Bruder noch mehr. Wie konnte er mich 90 Jahre schlafen lassen? Wenn das nicht passiert wäre, wär Stefan noch bei mir! In dem Moment blickte Stefan in meine Richtung ..völlig perplex. Weiteres konnte ich nicht ertragen, ich ballte die Fäuste zusammen und packte den jungen Mann von vorher kräftig. "Lust auf ein Spielchen? Nennen wir es: Hilfe ich besitze kein Blut mehr", zischte ich wieder und verließ das Pub.